Ausbildung

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claudia

35, Weiblich

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Beiträge: 12

Ausbildung

von claudia am 13.11.2012 16:37

Hallo,
ich beschäftige mich mit dem Thema Ausbildung an den Flöten und möchte in unserem Verein einiges verändern. Jahrelang wurde es bei uns so gehandhabt, das einem die Flöte in die Hand gedrückt wurde und dann einfach ausprobiert wurde, bis irgendwann ein Ton kam. So kann es ja nicht weitergehen. Wie handhabt ihr das? Ähnlich oder habt ihr da genauere Anweisungen. Wie erklärt ihr Anfängern den Ansatz? Habe schonmal gelesen, dann man gut damit anfangen kann auf Flaschen zu pfeifen und dann erst auf die Flöte umzusteigt. 
Ist es sinnvoll schon mit 5-jährigen an der Sopran anzufangen oder lieber erstmal eine musikalische Früherziehung zu machen?
Würde mich über hilfreiche Antworten sehr freuen.

Liebe Grüße
Claudia 

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Vivanini

51, Weiblich

  aktives Mitglied

Beiträge: 19

Re: Ausbildung

von Vivanini am 14.11.2012 17:04

Hallo Claudia,

also wir bekommen den Ansatz zum einen an Hand von Bildern gezeigt (z.B. "Spielmannsflöte für junge Anfänger") zum anderen bekamen wir es auch gezeigt. Das kann aber immer nur eine grobe Richtung sein. Probieren muss wirklich jeder selber, wie er die Flöte drechen, halten muss, damit der Ton sauber rauskommt.
Die Geschichte mit der Flasche haben meine Kids zu hause probiert. Brauchten wir aber in der Übungsstunde nicht, da wir alle in der ersten Stunde der Flöte auch Töne entlocken konnten.

Und ob ein 5-jähriger schon anfangen sollte, hängt ein wenig davon ab, was ihr vorhabt. Konzertflöten sag ich mal geht, gibt es extra für die Kleinen, aber wenn ihr eher Spielmannszug im Marsch seit, würde ich da nicht empfehlen. Die kleinen Füße können noch nicht so weit laufen.  Und die Konzentration ist auch noch nicht wirklich ausgereift.
Da würde ich mit musikalischer Früherziehung/Blockflöte anfangen.

LG Anja

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fauwly

-, Männlich

  Instrumentenwart(in)

Beiträge: 480

Re: Ausbildung

von fauwly am 15.11.2012 08:09

Hallo Claudia !

Ich finde es toll, dass Du versuchst eingefahrene Strukturen zu ändern und eine kleine Revolution in Deinem Verein anzuzetteln. Allerdings solltest Du Deinen Vorstand wirklich von dieser Arbeit überzeugen sonst ist Dein gut gemeintes Engagement schnell dahin, weil alles blockiert wird. Wenn Dein Vorstand offen ist für Deine Innovationen oder Ideen dann los ! Was Ausbildung im Spielleutebereich angeht, gibt es keine genaue Anweisung ! Kann es auch nicht, denn jeder Verein ist anders organisiert, hat andere Ziele Vorstellungen, Visionen und die Leute (Musiker), Ausbilder etc. ticken vielleicht auch ganz anders als in einem anderen Verein. Andere Orchester sind (u. U.) auch musikalisch bzw. was die Instrumente/ Besetzung angeht anders aufgestellt als andere Gruppen. Sicher gibt es viele Dinge die überall gehen/ funktionieren und anwendbar sind .. (ca. 60% – 70 %) der Rest ist Eigenarbeit/ Eigenleistung durch den Ausbilder/ das Ausbilderteam im Verein (auch Dinge wie Versuch und Irrtum etc.). Eben Dinge, die speziell auf den eigenen Verein zugeschnitten sind.

Problem ist eigentlich ..... wer in dem schweren Ausbildungsgeschäft nicht untergehen will muss sich selber hinterfragen .... habe ich überhaupt das notwendige Fachwissen ? Es geht dabei um musikalisches Fachwissen aber auch um Dinge wie Probenpädagogik, Probenmethodik, Didaktik, Methodik usw.

Wenn man einfach drauf los arbeitet, läuft man recht schnell ins offene Messer und scheitert möglicherweise ... trotz des persönlichen Engagements, seiner hohen Eigen- Motivation, den gesetzten Zielen und Wünschen. Ich stimme Dir jedenfalls zu ... so wie es im Moment gehandhabt wird kann es nicht gehen ! Dazu kommt ... das muss auch allen klar sein .. in Spielleutegruppen bilden musikalische Laien/ Amateure - Kinder/ Jugendliche und somit ebenfalls Amateure aus. Im Prinzip sollen Ausbilder in Spielleutegruppen das (in etwa) leisten, was Musiklehrer in Musikschulen leisten . Das alles sogar ehrenamtlich .... !

Bevor Du also das Heft in die Hand nimmst hier mal einige Dinge und Fragen, die Du dir im Vorfeld kurz ansehen und selber beantworten solltest. Allein um gewappnet zu sein für die Ausbildung und die Überzeugung des Vereinsvorstandes. Vielleicht auch, um eigene Ausbildung zu planen oder zu ergänzen:

Wie vermittle ich „Ansatz"/ „Anblastechnik" ?

z. B.

Flaschenhals - Methode

Kerze(n)- Methode

Spiegel (u. a. Kondenskeiltechnik)- Methode

Watte- Methode

Watte + Strohhalm- Methode

Strohhalm+ Bleistift- Methode

usw.

Wie vermittle ich .... Atmung .. Intonation (z. B. eindrehen/ ausdrehen der Flöte u. a. bei Mangeltönen, Unterkieferarbeit).. Phrasierung, generell Tonbildung (auch Qualität des Tones), Gehörbildung (besonders im Zusammenhang mit Intonation), Rhythmusbildung

Wie vermittle oder schule ich ... Disposition/ Körperhaltung (stehen, sitzen), wie gehe ich mit Körpergröße dabei um ....

Wie steht es bei den musikalischen Azubis .... mit dem lesen, dem schreiben .. dem verstehen .... kann ich kindgerecht erklären ? Kann ich dem Kind/ Jugendlichen erklären (wenn zu Hause geübt werden soll) wie man selbstständig übt ?

Wie steht es beim Schüler um die ... Motorik (z. B. Fingerfertigkeiten) ... Gesichts-, Lippenanatomie (z. B: schmale Lippen breite Lippen usw.) .. Spangenträger

Was ist für mich musikalische Früherziehung (?) Blockflöte spielen ist keine Früherziehung sondern nur ein sehr geringer Teil daraus.

Welche Fertigkeiten und Kenntnisse eines Ausbilder (Qualifikation) besitze ich ? Probenpädagogik ... Probenmethodik ... Probendidaktik .... Motivation (?)

Kann ich meine Schüler (im Unterricht oder bei einem Elternvorspiel) auf der Flöte oder am Klavier begleiten ... kann ich z. B. einfache Begleitungen selber schreiben (z. B. Schusterterzen) ?

Weitere Punkte die zu berücksichtigen sind ......

Langfristige, mittelfristige und kurzfristige Planung von „Ausbildung" im Verein

Ausbildungsbeginn an der Querflöte macht Sinn ab dem 7 bzw. etwa 8 Lebensjahr

Soll es Gruppenunterricht (Ensemble) oder Einzelunterricht sein ?

Kindgerechte Literatur bedeutet KEINE Marschmusik

Auf welchem Instrument will ich ausbilden ? Spielmanns- bzw. Sandnerflöte, Blockflöte oder Böhmflöte ? Bei letzerem Instrument spielen noch viele andere Dinge (im Vorfeld) eine wichtige Rolle (z. B. was beim Kauf oder Haltung berücksichtigen .. Böhmflöte ist eben NICHT einfach nur Böhmflöte) !!!

Für viele Dinge in der Ausbildung gibt es Hilfsmittel ---- ja ---- und sogar einige nette Bücher und/ oder Hefte. Auch Fortbildungsmaßnahmen durch Verbände sind immer bestens geeignet. Selbst Literatur zu Dingen wie Pädagogik, Methodik etc. für den Bereich Musik sind zu haben (Stecher, Pfortner , Voll, Lijnschooten usw.) dabei ist es egal, ob sie für Spielleutegruppen, Blasorchester, Chöre etc. geschrieben wurden.

Alle oben gestellten Fragen und deren Inhalte müssen in der Ausbildung eines Musikers untergebracht werden. Eine gute umfassende Ausbildung (wenn man seriös ausbilden will) dauert gut und gern ca. drei Jahre.

Wenn Du Literaturtipps für die Ausbildung suchst ... hier im Forum (siehe Suchfunktion) einfach „Literaturempfehlung" bzw. „Ausbildung" eingeben.

VG

http://mammusic.de.tl/ Ihr Fachverlag in Sachen (Spielleute-)"Musik und Mehr"

Fachbericht zum Thema:
"Interpretation im Spielleutebereich"

Die Querflöte (Böhmflöte)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.11.2012 08:22.

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