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Gsus665

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Re: Alkohol im Spielmannszug

von Gsus665 am 09.03.2011 17:02

Mh....naja ich weiß nicht ob das eine Rolle spielt, aber allein schon von der Gegend her aus der wir kommen (Südsauerland) ist Bier hier kulturell sehr stark verwurzelt.
Ich selbst trink zwar normal nur am Wochenende Alkohol, und man trinkt hier Bier auch nicht unbedingt um sich zu betrinken, eher....naja man kann schon sagen, dass es hier ein Grundnahrungsmittel ist, ungeachtet der sozialen Herkunft, also hier trinkt der Otto-Normalverbraucher beim Rasen mähen genau so sein Bier wie der Akademiker beim Kartenspielen :) .
i.d.R. hat hier jeder eine, wenn nicht zwei Kisten Bier im Keller, eine zünftige Gartenhütte oder Kellerbar und jeder Ort hat mindestens 5 offizielle Feste auf denen es mehr oder weniger zu geht wie auf einem Mini-Oktoberfest.

Also wenn ich bei uns Alkohol verbieten würde...wäre ich morgen am Tag nicht mehr unser Leiter. Das ist jetzt nicht übertrieben.
Es gab mal in der Nähe einen Verein dessen Dirrigent das versucht hat durchzusetzen (und da ging es um Alkohol bei der PROBE). Ratet mal wer da jetzt kein Dirrigent mehr ist :)

Ne also auf Schützenfesten kann man ruhig ein paar Bier trinken, da es da doch gesellig zugeht. Beim Abholen der Majestäten stehen so wie so ein paar Bierkisten am Straßenrand und im Festzelt nachher wenn die Stimmung steigt nüchtern in der Ecke stehen ?
Als Musikverein muss man hier auch mit der Stimmung mit gehen und dazu gehört auch ein gemeinschaftliches Bierchen, und ich hab schon Musikvereine erlebt die in Ihren 3 Tagen Festmusik mehr an Freibier bekommen haben als wir überhaupt an Gage, das wird hier schon fast erwartet. Ein Musikverein der nach dem Spielen sofort abzieht oder sich nicht gesellig integriert wird nicht gern gesehen.

Jetzt muss man aber auch fair bleiben und dabei sagen, dass die meisten hier wirklich einschätzen können was sie vertragen und es gibt durchaus Musiker hier die nach 20 0,25 L Gläsern noch voll spielfähig und einsatzbereit sind. Ich schäme mich auch nicht dafür, dass es hier in der Hinsicht etwas offener zugeht. Wie gesagt...fürs Oktoberfest schämt sich auch kein Münchener und nicht umsonst wohnt der Chef der Krombacher Brauerei ein Ort weiter :)

Generell gilt bei uns unter 16 totales Alkoholverbot, das ist natürlich klar, sowohl bei der Probe als auch bei Auftritten oder Ausflügen.
Bei den 16-18 jährigen ist in Uniform kein Alkoholverbot, allerdings wird dann doch drauf geachtet, dass es nicht übertrieben wird, aber bei 3 oder 4 Bier sagt niemand was, das zu verbieten wäre Blödsinn, denn wir haben die dann lieber im Blickfeld und können das kontrolliert ablaufen lassen.
Bei 18+ ist natürlich kein Verbot oder Einschränkungen.
Bei Auftritten die Disziplin erfodern wie einem Zapfenstreich, oder musikalische Leistung wichtig ist wie bei einem Konzert wird da natürlich der Konsum drastisch eingeschränkt, auch wenn selbst hier kein Verbot besteht.

Ich bin jetzt seit 20 Jahren aktiv dabei, und ich hab höchst selten erlebt, dass ein Musiker nicht mehr leistungsfähig war auf Grund des Alkoholkonsums. Bei uns selbst ist das glaub ich erst 2 mal vorgekommen, ein mal war ich das sogar selbst :( und ein mal, was natürlich dann schon etwas ärgerlich war ein Solist beim Zapfenstreich, der zwar noch sauber spielen konnte wie ein Uhrwerk allerdings schwankte wie ein Schiff in Seenot.

Ist die Uniform aus, wie bei Ausflügen etc. dann ist es genauso wie oben beschrieben. U16 keine Chance, 16-18 drauf achten, dass es bei kleinen Mengen bleibt und 18+ naja...Prost...

Eiin Verein hat für mich auch immer etwas mit Geselligkeit zu tun und die ist in meiner Wohngegend fast zwarngläufig mit einem Bier verbunden. Da geht es nicht primär ums betrinken oder der gleichen, es gehört einfach dazu.

Mir ist das selbst erst ein einziges Mal klar geworden, dass das in anderen Regionen nicht so ist als ich bei 40 Grad im Schatten bei meinem damaligen fast-Schwiegervater zu Hause (Ecke Hamm) große Augen machte als ich nach einem kühlen Bier gefragt hab und nirgendwo in der Nachbarschaft eins zu bekommen war. Deswegen denke ich, dass Spieler aus anderen Regionen das vielleicht überhaupt nicht oder falsch verstehen. Wie gesagt, ich schäme mich nicht dafür, dass das Bier trinken hier zu jedem und jeder geselligen Zusammenkunft dazu gehört, und somit auch fast jeder Verein hier in der Gegend eine eigene Theke oder zumindest eine Kühlmöglichkeit im Probengebäude hat.

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Gsus665

42, Männlich

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Re: traditionelles Spielmannswesen

von Gsus665 am 09.03.2011 16:21

Hallo erst mal :)

Unser Hauptaugenmerk liegt auf Schützenfesten und Konzerten, so das wir irgendwo ein bisschen von beidem sind.
Die Uniform ist -wie wohl bei den meisten- militärisch angelegt und bei uns ist der Tambourmajor dann z.b. auch entsprechend mit Majorsschulterstücken ausgestattet. Karnevalsmusik spielen wir hingegen überhaupt nicht.

Wir legen daher unser Hauptaugenmerk auch auf Märsche und auch die Form im Zug darf nicht fehlen also würde ich uns da auch eine militärische Note nicht ganz weg reden möchte, allerdings wird das nicht ganz soooo streng gehalten.
Unsere Besetzung nennt man dann glaub ich "traditionell mit erweitertem Satz" ...Also Sopran Alt Tenor und Diskantflöte, kleine und große Trommel, und Lyren. Bei Konzerten auch ein wenig mehr Percussions.
Allerdings waren wir noch nie Freunde von "phonen" also Marimba, Xylo oder sonst irgendwelche Instrumente dieser Art.
Ein SPZ aus dem Nachbarort ist hier eher drauf ausgerichtet, das reicht eigentlich dann auch :)

Wir spielen zwar auch schon mal Konzertmusik wie ....ABBA, American Patrol und "nicht Marsch"Stücke wie das Ständchen, Chianti-Lied oder Vogelwiese oder Musik ist Trumpf...aber das Hauptaugenmerk liegt nach wie vor auf den Klassikern.... Gruß an Kiel, Deutschmeister, Alte Kameraden, Königgrätzer, Mars der Medici, von der Tann usw. usw. die ganzen marschierbaren Dinger halt.

Ich find es immer schade wenn einige Spielmannszüge ihre Art zu spielen über die von anderen Spielmannszügen stellen.
Ich mag z.b. lateinamerikanische Musik nicht, warum sollte ich sie also spielen und muss mir gleichzeitig anhören, dass ich das als Spielmannszug aber dann doch MUSS....

Und nur weil etwas neuer ist ist es ja nicht zwangsläufig besser.
Es käm ja auch keiner auf die Idee zu sagen, dass Metallica grundsätzlich besser sind als die Beatles obwohl die Musik technisch zweifelsohne wesentlich anspruchsvoller und moderner ist. Man kann auch sagen ohne Musik wie die derBeatles Metallica wohl kaum erst entstanden wäre :) Trotzdem mögen viele die Beatles lieber...

Ich sag mal so, wir sind durchaus in der Lage ein abendfüllendes Konzert zu spielen, auch weit ab von Märschen (unser nächstes Konzert soll z.B. Filmmusik behandeln) aber am liebsten sind uns dann doch die Schützenfeste mit einem Bierchen an der Theke oder ein zünftiger Zapfenstreich im Fackelschein (Gut...hier ist es dann doch sehr zackig, da bewegt sich kein Mensch im Stillgestanden ;) )

Ich denke nicht, dass man die eine Art Musik zu machen höher ansiedeln sollte als die andere.
Ich höre aus den Worten von "modernen Spielleuten" oft eine gewisse Überheblichkeit raus die ich recht schade finde.
Wie gesagt, es gibt halt verschiedene Geschmäcker...

Anders ist es dann natürlich um die Qualität bestellt, da sollte man natürlich nicht schlampen... also nur weil wir am liebsten Marschmusik spielen bedeutet das nicht, dass wir nach Griffmustern oder Zahlen spielen oder unsere Mitglieder nicht auf Lehrgänge schicken und versuchen so gut wie möglich zu sein...Und die meisten Mitglieder bei uns musizieren auch außerhalb des Vereins vom Schlagzeuger über Gitarristen oder klassischen Klavierspielern, es ist also nicht so als würden da 35 Leute sitzen die aus Spaß an der Freude mal eine Flöte in die Hand nehmen und gucken was so passiert, also da wird schon etwas Leistung verlangt :)

Ich würde abschließend sagen, dass es einfach jeder nach seiner Vorliebe machen sollte. Ich finde viele moderne Arrangements für SPZ reichen qualitativ nicht an die Konzertwerke für Blasorchester ran(die in meiner Wohngegend qualitativ sehr sehr hoch angesiedelt sind :( ), andere finden, dass ein Spielmannszug auf JEDEN Fall mit Kesselpauken, Marimbaphon und Triangel ausgerüstet sein muss (mindestens versteht sich), das ist aber alles subjektiv.
Aber ich denke halt, dass es jeder so machen soll wie er meint und ruhig die musikalische Leistung des anderen anerkennen kann ohne sich einen Zacken aus der Krone zu brechen...wir sind schließlich alle Musiker aus Leidenschaft und da sollte es nicht unbedingt darum gehen sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen und unbedingt festzustellen warum ausgerechnet SEIN Spielmannszug die "richtige" Musik spielt :)
Ich erkenne ohne Zweifel die musikalische Leistung moderner Spielmannszüge die Samba spielen möchten und mit 4 Mallets und was weiß ich nicht für Geräten auf der Bühne stehen an, ich würd sie nur nicht selbst spielen wollen :)

Achso *g*
www.spielmannszug-wenden.de
(Seite grade im Umbau, noch nicht viel wieder drauf :) )

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.03.2011 16:29.

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