Schlägelauswahl bei Stabspielen
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Schlägelauswahl bei Stabspielen
von fauwly am 16.03.2010 06:28Hallöle zusammen
Seit den 1990er Jahren sind Stabspiele/ Mallets auf dem Vormarsch und immer öfter in Spielleutegruppen zu finden. Neben Kesselpauken runden Stabspiele einfach den gesamten Klang des Orchesters/ Spielmannszuges ab (dabei ist es egal, ob Ces/ Fes oder etwas anderes). Ein sehr volles und sattes Klangbild entsteht und verblüfft Zuhörer und Zuseher.
Zum Einsatz kommen - neben Xylophon bzw. Bassxylophon- neuerdings Instrumente wie Marimbaphon oder sogar Vibraphon. Spieler dieser Instrumente sind recht fit auf diesen Gerätschaften und werden auch (u. a. in D Lehrgängen) auf diesen Instrumenten geschult und fort- bzw. weitergebildet.
Leider muss man oftmals feststellen, dass ein fehlendes Wissen über die Schlägelauswahl (deren Härtegrade etc.) vorhanden ist. Sowohl beim Instrumentalisten, als auch beim Dirigenten und/ oder musikalischen Leiter.
Gerade die Schlägelauswahl hat großen Einfluss auf den Klang der Stabspiele.
Gleichfalls natürlich Einfluss auf das zu spielende Musikstück.
Nehmen wir als Beispiel ein Marimbaphon. Solch ein Marimbaphon sollte eigentlich oder besser sollte generell mit weicheren Schlägeln angespielt werden, um die doch sehr tiefen Klangplatten in Schwingungen zu versetzen.
Heißt also, dass sich der Härtegrad eines Schlägelpaares nach dem Instrument richtet. Eine Lyra oder ein Glockenspiel benötigen einen härteren Schlägel als ein Marimbaphon etc. ! Folge ist; auch ein Mallet- Spieler benötigt ein umfangreicheres Sortiment bzw. eine große Auswahl an Schlägeln.
Dabei sollte und muss insbesondere vom Spieler (als auch vom Dirigenten/ musikalische Leiter) nicht nur auf Härtegrade geachtet werden (z. B. Marsch = hart/ Rumba = weich), sondern auch auf die Ausgewogenheit der Schlägel, wie liegen sie in der Hand.
Als übertriebenes Beispiel ... bei einem Marsch braucht es harte Schlägel. bei einem großen Konzertmarsch muss (u. U.) zwischen hart und weich gewechselt werden und bei einem dicken konzertanten Werk oder einer Latin- Nummer muss wieder etwas anderes eingesetzt werden.
Gleiches (wie oben beschrieben) gilt im übrigen auch für Kesselpauken und sogar für die große Trommel (... in Maßen sogar für die kleine Trommel).
kurzer Exkurs:
Bei den meisten (härteren) Schlägeln sind die Köpfe aus Gummi, Holz oder Kunststoff.
Bei weicheren Schlägeln sind sie mit Garn oder Schnur umwickelt. Jedes Material bietet also eine eigene Klangfarbe.
>>> Weichere Schlägel dämpfen die höheren Teiltöne, der Klang wird weicher, rund und sanfter, harte Schlägel fördern die hohen Teiltöne, der Klang wird heller, härter und schriller ! <<<
International gibt es eine Einteilung in acht Härtegraden:
Extrem hart , sehr hart, hart, medium hart, medium weich, weich, sehr weich, extrem weich.
Ein Hinweis noch: „Es geht hier um Orchesterinstrumente und konzertante Bühnenauftritte- nicht um irgendwelche Marching- Mallets !“
VG
Fotoquelle: ceiba-music.ch
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"Interpretation im Spielleutebereich"
Die Querflöte (Böhmflöte)
Re: Schlägelauswahl bei Stabspielen
von 5stroke am 16.03.2010 07:45da muss ich aber noch ergänzen:
Der Härtegrad der Schlägel richtet sich vor allem auch nach der Rolle der Stimme ... Marimba als reine Bassbegleitung erfordert definitiv weichere Schlägel als Marimba mit ner "echten" Stimme. Der typische Marimba-Sound wird übrigens durch eher harte Schlägel erzeugt.
Ansonsten würde ich es auf die Formel "der Schlägel darf nicht härter als die Platte sein - weil sonst Platte ganz schnell kaputt" runter brechen ... alles andere ist dann irgendwo schon fast Geschmackssache ...
Re: Schlägelauswahl bei Stabspielen
von fauwly am 16.03.2010 08:07@ 5stroke
Gebe Dir sicherlich recht mit Deiner Ergänzung !
Man muss aber sagen, dass das Marimba im Spielleutebereich zu ca. 95 % als reines Bassinstrument eingesetzt wird (u. U. analog Timpani). Werke mit einer richtigen „Marimba- Stimme“ sind da eher selten ! Recht nette Marimba- Stimmen (allerdings keine solistischen Edelstimmen) findet man z. B. in den Werken: „Costumbres Dominicanas“ oder „Air aus der Orchestersuite No. 3“ von Bach, für Mallet- Quintett ! Dazu die Frage, was bekommt "Otto - Marimba - Normalverbraucher" in einer Spielleutegruppe (technisch und motorisch) wirklich hin ? Sowas, wie nachfolgend gezeigt, sicher erst nach sehr - sehr viel Übung. Über die Goldberg Variationen (von Bach) für Marimba möchte ich erst garnicht sprechen:
Quelle: piuscheung.com
Die Formel "der Schlägel darf nicht härter als die Platte sein ... „ ist absolut korrekt und würde ich unterstützen ! Zum einen wegen des Plattenmaterials und zum anderen wegen der physikalischen Seite (Schwingung usw.) An der/ dem Orchester-Marimba sollte man niemals Schlägel mit Plastikkopf/ Plastik- Tip oder gar aus Metall verwenden. Sie beschädigen das Instrument (Klangplatten). Der härteste Kopf, der an der/ dem Marimba verwendet werden sollte, ist ein Schlägel mit Gummikopf/ Gummi- Tip.
Viele Grüße
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Re: Schlägelauswahl bei Stabspielen
von stefan1812 am 16.03.2010 10:28Hallo!
Diese Beiträge sind sehr interessant. Ich muß zugeben, es ist manchmal ein Thema bei uns, aber so richtig habe ich mich damit noch nicht beschäftigt. Seit meinem Beitritt zum Spielmannszug Feuerwehr Ihlow in 2005 spiele ich auf einer
Marching-Marimba von Vancore. Vorher wusste ich noch nicht einmal, daß so etwas als Marching Instrument angeboten wird. Im Außeneinsatz, beim Marschieren, unterstützen wir die Melodie und sektionsweise spielen wir eine Begleitung mit den Marimbas.
Hier kommen die sehr harten und die medium harten Schlägel zum Einsatz. Für den Einsatz in Innenräumen benutzen wir die gleichen Schlägel.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Klangplatten bei unterschiedlichen Temperaturen verändern. Wenn es kalt ist, scheinen die Platten härter zu sein, der Klang ist härter. Im Sommer ist es wärmer, der Klang ist weicher und dann muss man teilweise fester anschlagen, um sich im Zug überhaupt zu hören.
Gibt es solche Erfahrungen bei Euch auch, oder habt Ihr auch schon mal davon gehört?
Gruß Stefan
Re: Schlägelauswahl bei Stabspielen
von fauwly am 16.03.2010 10:42Hallöle zusammen !
Habe gerade eine PN bekommen mit der Frage: „Wozu die Resonatoren unter so einem Instrument gut sind ?“
Naiv gesagt dienen sie nur der Verstärkung des eigentlichen Klanges.
Diese Resonatoren/ Resonanzröhren sind direkt unter den jeweiligen Klangplatten angeordnet und befestigt. Der erzeugte Ton (durch mittiges anschlagen der Klangplatte) bekommt bzw. entfaltet- gerade beim Marimba- durch die Resonatoren seine volle und warme Klangqualität. Im übrigen sind die Resonanzröhren stimmbar !
Quelle: german-marimba-duo.de
Also alles irgendwie Physik ..... Schall, Schwingung ... das ganze auf das Resonanzrohr übertragen darüber verstärkt etc.
Vielleicht hat jemand das physikalische Hintergrundwissen, diesen Vorgang genauer zu beschreiben.
VG
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Re: Schlägelauswahl bei Stabspielen
von 5stroke am 16.03.2010 12:43"Reosnanz" sagt es doch im Grunde schon.
Die Luftsäule im inneren des Rohres (mitunter sind auch ganze Kästen drunter gebaut) muss in der Resonanzfrequenz der Platte schwingen können. Kann sie das nicht, gibts keine Resonanz.
Von daher ist es auch nicht ganz korrekt, wenn man Resonatoren stimmen will. Man kann die Platte stimmen und dann die Resonatoren auf das veränderte Schwingungsverhalten der Platten (= Stimmung) anpassen. Das aber lange nicht bei allen Instrumenten ...
Re: Schlägelauswahl bei Stabspielen
von fauwly am 16.03.2010 12:58@ 5 stroke
Yep, da bröselt es dann wieder .. ich sags ja Physik (Abstrahlverhalten und Co.)
By the way:
Es soll nicht mit den Resos gestimmt werden. Habe mich da wahrscheinlich unklar ausgedrückt.
Die Resonanzröhren eines Orchestermarimbas verstärken den 1. Teilton (= Grundton)- könnte auch der 2. und /oder 3. sein.
Dabei können die Reso- Röhren durch verschieben der Scheiben (verschließen die Rohrenden)
gestimmt werden. Wie Du schon sagst ... auf das veränderte Schwingungsverhalten angepasst werden.
Na ja bei allen nicht, bei guten und modernen Instrumenten ist das dennoch schon Standard !!!
Viele Grüße
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