Aussterben der Spielmannszüge
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Re: Aussterben der Spielmannszüge
von Schnappy am 21.08.2010 13:30@ Toffer.........
es gibt keine Grund dafür. Naja sagen wir mal mehr oder weniger. Es nunmal halt so das ab Mitte der 80ziger Jahre immer mehr Mädchen in die bisdahin von Männer berherrschte Spielleutewelt eintraten. Jungs gingen ins Schlagwerk. . Mit den Jahren entwickelte es sich halt dahin, das die "Flöte" als ein reines Mädcheninstrument angesehen wurde.Es gibt bis heute nur noch wenige Ausnahmen an Vereinen die ein reiner Männerverein sind, wie z.B. das Jägercorps Knesebeck. Erst seit ca. Mitte der 90ziger Jahre sind auch wieder "Jungs" bereit sich auf der "Flöte" ausbilden zu lassen.
@ Fawly......
Sicherlich gibt es viele Gründe und Faktoren hierfür. Man muss das alles im Grunde einzeln werten. Leider ist es nun auch mal so, das die Gelder hierfür fehlen. Nicht jeder kann sich eine Flöte leisten. Generell hängen an sowas viele kosten. Und wir beide wissen von welchen Summen wir reden
Sing, Flöte, dein Gebet der Lust! Das ist des Lebens heiliger Sinn.
Re: Aussterben der Spielmannszüge
von fauwly am 21.08.2010 14:20@ Schnappy
Sicherlich sind Insidern (ca.) Summen bekannt (aber immer denkend an eine C, C/ B oder C/ G Besetzung, unter Verwendung von Böhmflöten- Picc., groß, Alt und Bass). Aber bitte bedenke, mehr als 80 % der Spielleutegruppen in Deutschland spielen noch in Ces/ Fes etc. und werden es auch weiterhin tun. Die finanzielle Seite ist also nur einer von vielen Gründen/ Möglichkeiten. Ganz kurz ...... Mädchen sind ab Ende der 1960 Jahre/ Anfang der 1970 Jahre in Spielleutegruppen eingetreten und an Flöten (und sogar Hörnern) ausgebildet worden. Besonders stark in Nord NRW.
(Betrachtung der ehemaligen BRD- hier NRW).
Aber wie Du schon schreibst, es muss eigentlich (wenn man vom aussterben der Spielleutegruppen spricht) jedes "mögliche" Kriterium untersucht werden. Alles andere wäre lesen in bzw. bemühen einer Glaskugel, die auch noch mir gehört und eh sagt, was ich wissen und hören möchte !
Es bietet sich zu diesem (aktuellen) Thema im übrigen an, die Threads: "Traditionelles Spielmannswesen" und "Spielen ohne Noten" genauestens zu lesen. Das Ganze von dem jeweiligen ersten Posting bis zum letzten Posting. Vieles ist dort schon, zum aktuellen Thema, abgearbeitet und geschrieben worden. Die gesamte Diskussion hier würde wie ein "Rondo" laufen.
Allerdings scheint die Situation in Hamburg schon dramatisch (siehe auch hierzu die Entwicklung des SC Vorwärst Wacker Billstedt) zu sein. Hier müsste man generell hinterfragen, woran es dort liegt ?! Vielleicht kann das auch durch die TPK - Vereinigung Groß Hamburg von 1920 (als Verband) geprüft und/ oder hinterfragt werden ??!!!
http://mammusic.de.tl/ Ihr Fachverlag in Sachen (Spielleute-)"Musik und Mehr"
Fachbericht zum Thema:
"Interpretation im Spielleutebereich"
Die Querflöte (Böhmflöte)
Re: Aussterben der Spielmannszüge
von Nachtwache am 05.11.2010 10:50nachdem ich fauwlys "anweisung" nachgekommen bin und die fäden "trad. sz" und "spiel ohne noten" tatsächlich fast ganz durchgelesen habe, möchte ich doch zu diesem thema/diesen themen (sie hängen ja mitunter zusammen) auch etwas schreiben:
1. im faden "trad. sz" schrieb jemand sinngemäß: wir machen moderne, konzertante spielleute-orchester-musik. auf schützenfesten hingegen spielen wir die trad. märsche (weil gewünscht), damit wir das geld verdienen, um die moderne musik finanzieren zu können.
HALLO???
[ironie ein]
das hört sich so an, als wenn der zahlende kunde das moderne zeugs gar nicht hören will ... warum spielt man es dann??? so schlecht scheint die gute alte marschmusik ja gar nicht zu sein.
[ironie aus]
2. lernen mit/ohne noten. unsere märsche (bis auf karneval spielen wir nur märsche) lernen unsere flöten nach noten. da nicht alle bei uns im verein flüssig noten lesen können, werden da auch schonmal die namen (buchstaben) drunter geschrieben. die trommelnoten lassen wir meist links liegen, weil die oft unserem stil nicht entsprechen und mitunter gar grauselig sind.
3. bei auftritten spielen wir _immer_ohne_ noten. notenständer stören die optik, marschgabeln stören die zackigkeit. (erst zu ende lesen, dann meckern )
dazu eine kleine anekdote:
schützenfest im nachbarort. aus verwandschaftlichen gründen (könig o. königin) war außer uns und der blaskapelle zu dem hauptumzug ein weiterer - wirklich sehr guter sz - hinzugekommen. nach dem umzug machte dieser ein bühnenspiel mit einem ausgebauten flötenregister (alles, was sandner so zu bieten hat). während des vortrags benötigten sie notenständer. und ich muss neidlos anerkennen, die hörten sich wirklich gut an. danach spielten wir unseren "waidmannsheil" ... auswendig, einstimmig, sauber gespielt, zackiger auftritt. WIR erhielten den donnernden applaus. "das volk" sagte nachher nur: die anderen konnten ja nicht mal auswenig spielen ... für den anderen zug, die musikalisch besser waren, tat es mir leid.
4. wir stehen zu der meinung, dass wir vom volumen und der musikalischen möglichkeit einem blasorchester ohnehin nicht das wasser reichen können, egal wieviel flöten(-stimmen) man bemüht.
kurz: die blaskapellen machen hervorragende musik, wir sehen gut aus . das soll kein freibrief zum falschspielen sein. daher spielt für uns das auftreten und die zackigkeit (insb. beim zapfenstreich) eine große rolle. was sonst sollte der sz beim zapfenstreich. die 3 trillerchen sind ja keine musikalische leistung. da bleibt uns nur gut auszusehen. so kennen uns die leute und wer uns bestellt, will genau das von uns hören _und_ sehen. übrigens sind unsere fans nicht alles alte verkappte komissköppe - gott bewahre.
vllt. scheiden sich hier auch die meinungen zu manchem spielleute-orchester. natürlich legen die auch wert auf die optik, aber die ist eben viel nachrangiger.
*lach* nein, die musik ist bei uns _nicht_hinter_ der optik angesiedelt, aber wohl vergleichsweise hoch.
ich sehe unseren weg nicht als zwangsbild für spielmannszüge. jeder und unbedingt so, wie er will.
[ironie ein]
sollen doch alle anderen um uns rum auf spielleuteorchester mit konzertanter musik umschwenken, dann bleiben mehr schützenfeste für uns. sollen die anderen ihr instrumentarium zur blaskapelle hin erweitern. das ist teurer und auch die auftritte kosten dann mehr. bleiben, grad in den kleinen dörfern, wo die schützenfeste besonders schön sind, wieder mehr auftritte für uns (ganz kurz noch: ich spiele sehr gerne umzüge auf schützenfesten. das ist für mich nicht leidige pflicht.
[ironie aus]
5. in der vergangenheit wurde die nachwuchsarbeit in unserem haufen mal schlüren gelassen. das ist nun seit ca. 5 jahren vorbei und wir erfreuen uns trotz der sehr klassischen spielmanns-nachkriegs-tradition (oder wie immer man es nennen mag) eines gesunden nachwuchses. von 40 mehr oder weniger aktiven sind 25 unter 18 jahren alt. (das sind mal grob geschätzte angaben. , bei einem doppeldorf mit zusammen 2.500 EW.
6. leider ist es auch bei uns so, dass fast ausschließlich die mädchen flöten und die jungs trommeln. aber trotzdem haben wir zweimal mehr mädchenzuwachs als jungenzuwachs. mal kucken, wie sich das weiterentwickelt.
Verbietet Blasmusik - Bürgerinitiative Jericho
Re: Aussterben der Spielmannszüge
von KAHN am 05.11.2010 11:39Hmm, Nachtwache ...
Das Problem ist nur, dass es vielen, und da zähl ich mich absolut dazu, einfach zu wenig ist nur "gut auszusehen".
Ich will Musik machen, und zwar gute, anspruchsvolle Musik.
Es ist toll, dass ihr so viel Nachwuchs habt, aber gibt es bei Euch im Dorf eine musikalische Alternative?
Bei uns im Dorf (ca. 1000 Einwohner) gibt es ein Spielmannszug und ein Blasorchester und ich wette mit Dir, wenn wir NUR auf Zackigkeit aus wären, dann würden sich die meisten Jugendlichen bei der Blasmusik anmelden.
Wie schon mal an anderer Stelle erwähnt, man sollte die alten Traditionen nicht vollends ad acta legen und klar spiele ich auch gerne einen gut organisierten Zapfenstreich, aber wenn wir das Austerben der Spielmannszüge stoppen wollen, dann müssen wir vorallen den Jugendlichen was bieten und das wird mit nur traditoneller Marschmusik nicht funktionieren.
I don't know half of you half as well as I should like; and I like less than half of you half as well as you deserve.
Re: Aussterben der Spielmannszüge
von Nachtwache am 05.11.2010 14:07na siehste, so schnell werden wir uns ein.
ich (spielmannszug) will musik machen, und zwar gute Musik.
_anspruchsvolle_ überlasse ich anderen.
ist das schlimm?
so unterschiedlich kann das verständnis eines spielmannszugs sein.
ach ja, ehe geanwortet wird.
bitte nicht nur schwarz/weiß malen.
diese antworten kann ich mir nämlcih selbst ausmalen.
Verbietet Blasmusik - Bürgerinitiative Jericho
Re: Aussterben der Spielmannszüge
von Bochumer01 am 05.11.2010 18:35Ich spiele im Moment in zwei Vereinen.
In beiden Vereinen sind wir jeweils 11 aktive Musiker und kämpfen da um unser Überleben.
Aber bitte schaut Euch das folgene Video an.
Knappentag in Bochunm2010 Teil 1 /KSZ Git-Spiel ab 09:22
Naja da waren wir mit 7 Muskern abers aber seht selbe uns kann man so ab 09:22 Minuten hören und senen so ab 10:22 Minuten
GUT-SPIEL und GLÜCK-AUF
aus Bochum (im Ruhrgebiet/Ruhrpott)
Bochumer01
Martin Schmidtke
Re: Aussterben der Spielmannszüge
von Janni am 05.11.2010 23:28Um mal auf das Thema Nachwuchs aus der Jugend zurückzugreifen,
Ich denke, dass es in größeren Städten zunehmend schrieriger werden wird, Nachwuchs zu finden. Das liegt wohl bestimmt auch daran, dass die Jugendlichen der Großstadt (oder Stadt) in ganz anderen Verhältnissen aufwachsen, als die Jugendlichen auf dem Land. So mancher Jugendliche aus Berlin beispielsweise wird uns nicht einmal erklären können, was ein Schützenfest ist. Die Jugend des Landes ist da etwas anders gestrickt. Sie wachsen quasi im Vereinsleben (nicht nur Sportvereine) auf. Man kann das auch anhand des Sports prima wiedergeben, wie ich finde.
Wenn man einmal die Fußballbundesliga betrachtet und sich die Tabelle anschaut, sieht man Namen wie München, Dortmund, Bremen, Hamburg, und und und. Schaut man sich im Gegenzug mal die Teilmehmerlisten der Meisterschaften oder Wettstreite für Spielmannszüge an, so stellt man fest, das man dort nur selten Namen großer Städte findet. Meist sind es die Vereine aus den ländlichen Gebieten, die dort aufzufinden sind.
Bei uns zum Beispiel ist es auch gar nicht so, wie hier mehrmals beklagt wurde, dass man schräg angeschaut wird.
Nein, ganz im Gegenteil. Eher wird man bewundert, dass man sich engagiert.
Aber ein Problem bleibt auf dem Land trotzdem noch. Viele Kinder und Jugendliche werden von Eltern und Großeltern geprägt (was ja auch gut ist). Diese (grade die Großeltern) sind aber, was das Musizieren angeht, oft noch der Meinung, das Ihr Kind in einer Blaskapelle spielen sollte und nicht in einer "Knüppelmusik". Aber das wird sich durch die rasante Entwicklung im Spielmannswesen in geraumer Zeit bestimmt auch verbessern.
Lg Jan
Re: Aussterben der Spielmannszüge
von balde99 am 12.11.2010 08:01@kahn
Du kannst aber nicht so einfach 2 Verschiedene Spielmannszüge mit verschiedenen Voraussetzungen und verschiedenem Umfeld direkt vergleichen. Das geht nie
Nachtwache hat da wikrlich recht. Jeder unserer Züge muss in seinem Umfeld seinen eigenen Weg finden, da gibt es keine "einzig wahre Lösung".