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Nachtwache

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Re: Spielen ohne Noten

von Nachtwache am 07.11.2010 11:05

hat denn ein spielmannszug, der nicht den anspruch hat, irgendwann in der höheren klasse mitspielen zu wollen, keine existenzberechtigung?
natürlich, und das habe ich immer wieder geschrieben, kann man mit noten (beim üben und beim auftritt) musikalisch mehr erreichen. aber ist das auch das ziel des jeweiligen vereins? muss man da alle vereine mit der gleichen messlatte messen? gibt es überhaut eine einheitliche messlatte?

ich hab das gefühl, wir zäumen hier den gaul von hinten auf. nämlich indem wir die frage erörtern, wie erreiche ich das ziel "funktionierender spielmannszug".

ich schlage daher mal vor, wir fangen mal damit an, was am ende überhaupt erreicht werden soll.
- virtuoses spielleuteorchester
- spielmannszug-blaskapellen msichung (wie immer das auch heißt)
- spiel- und showband (oder so ähnlich)
- straßenspielmannszug
- thekenmannschaft

da gibt es sicherlich noch zahlreiche weitere und dazwischen angesiedelte ideen.
aber ich denke, man muss wissen, wo man sich hier einordnen und gesehen werden möchte und kann dann entscheiden, wie intensiv eine musikalische ausbildung sein muss.

und um z.b. im nachbardorf das schützenfest über die bühne zu bringen - ohne sich zu blamieren - reichen preußens gloria, liebenmarsch etc.

natürlich ist weiterentwicklung auch noch ein interessantes thema, aber auch dabei ist immer weiter, besser, höher nicht immer der richtige weg. plötzlich verliere ich kameraden, bin - neben dem ganzen schulstress - zu anspruchsvoll für den nachwuchs oder entferne mich plötzlich vom zielpublikum (ohne vllt. ersatz zu haben). weiterentwicklung ist auf jedenfall wichtig, aber man muss auch sehen, wohin man wirklich gehen will und gehen kann.

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Nachtwache

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Re: Aussterben der Spielmannszüge

von Nachtwache am 05.11.2010 14:07

Ich will Musik machen, und zwar gute, anspruchsvolle Musik.

na siehste, so schnell werden wir uns ein.
ich (spielmannszug) will musik machen, und zwar gute Musik.
_anspruchsvolle_ überlasse ich anderen.
ist das schlimm?

so unterschiedlich kann das verständnis eines spielmannszugs sein.

ach ja, ehe geanwortet wird.
bitte nicht nur schwarz/weiß malen.
diese antworten kann ich mir nämlcih selbst ausmalen.
:-)

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Nachtwache

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Re: Spielen ohne Noten

von Nachtwache am 05.11.2010 14:03

nur als nachschlag :D

nein ich denke nicht.
hier gibt es echt fähige - orchestrale - spielmannszüge, die dir vllt. sogar bekannt sein könnten.

höxter-albaxen
höxter-stahle
beverungen-würgassen

fallen mir da so auf anhieb ein.

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Nachtwache

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Re: Spielen ohne Noten

von Nachtwache am 05.11.2010 14:01

@kahn,
versuche grade deinen kommentar hier zu beantworten.
[ironie ein]
So langsam stellt sich ja die Frage, ob du überhaupt meine Antworten gelesen hast, oder ob du hier über etwas schreibst, von dem du keine Ahnung hast.
[ironie aus] nimm mir den satz bitte nicht übel, aber es passte grad so herrlich schön. :-), das fettgedruckte musste ich natürlich anpassen. es ist aber gewiss nicht bös gemeint.

aber wieso kommst du auf das schmale brett, ich könne keine noten lesen?

ich hab doch wohl im anderen thema deutlich gemacht, dass wir nach noten lernen. daher sehe ich mich auch gar nicht in der zwangssituation, dass notenlose üben für unseren verein zu verteidigen. ich weiß nur nicht, ob man es immer in bausch und bogen verurteilen muss. das ist mir zu schwarz weiß gedacht.

und schaust du in mein profil, wird dir sogar deutlich, dass ich noten lesen kann. :-)

@fauwly
(wie zitiert man hier eigentlich?)
du fragtest nach dem beleg, dass jmd, der statt noten mit zahlen/buchstaben lernt, schneller auswendig spielen könnte. ich hatte extra "VIELLEICHT" geschrieben. und meinte das tatsächlich so. kam bei der schriftsprache hier wohl nicht in diesem sinne rüber. ich weiß es einfach nicht. könnte es mir ggf. aber vorstellen. ich hab da aufgrund meiner vereinstätigkeit eine erfahrung/ein gefühl???wisschenschaftlich untersucht habe ich es nicht. :-)

bzgl. des auswendiglernens hast du mich dann im weiteren wohl missverstanden. ich meinte nicht, dass das auswendiglernen mit krückensystem deshalb schneller geht, weil ich auf alle nebeninformationen beim vortrag verzichte, sondern weil ich diese nebeninformationen zwangsweise von anfang an im kopf mitnehmen muss. natürlich gehören sie beim spielen berücksichtigt.
so nach dem motto:
was für einen ton ich spiele, steht da.
wie er klingen soll, lerne ich schonmal auswendig. schritt 1.
dann, nach und nach, lerne ich den ton auch, schritt 2.

was ich für so einen verein voraussetze ist, dass jmd. im verein ist, der den überblick - sprich: gute notenkenntnisse - behält und auch notenvorlagen nutzt. sonst gehen in der tat diese wichtigen nebeninformationen verloren.

zu pianisten und organisten:
auch profiorganisten spielen meist mit noten. und auch hobby-pianisten spielen oft ohne noten. ich meine damit nicht irgendwelche improvisationen.

und eins ist mir auch klar. ne overtüre oder eine filmmusik, brauch ich mit einem auswenigspielmannszug natürlich erst gar nicht ins auge zu fassen.

aber:
schon meine tochter kann "alle meine entchen" fehlerfrei auf blockflöte spielen. findet sie nun ein publikum, weches sie hierfür begeistern kann, warum sollte sie dann mit noten auftreten.
so sehe ich das bzgl. des spielmannszuges auch. wenn ich nur den anspruch verfolge, vgl. einfache marschmusik aufzuführen - und auch dafür gibt es einen markt und auch dafür kann ich nachwuchs begeistern - dann klappt das auch auswendig.
daher hinkt IMO der vergleich zwischen der messe von mozart (würd ich nie ohne noten versuche (lassen)) und dem gemeinen MGV. das ist mir zu schwarz weiß gemalt.
da muss man schon schauen, dass man nicht äpfel mit birnen oder volksmusik mit kantaten vergleicht.
aber ab davon singen auch gospel-leihen-chöre seeehr häufig ohne noten - beim auftritt.

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Nachtwache

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Re: Spielen ohne Noten

von Nachtwache am 05.11.2010 11:35

natürlich kann man, wenn man noten kann, ein musikstück (marsch) wesentlich schneller vom blatt spielen und, wenn man beim auftritt auch noten nutzt, ein wesentlich größeres repertoire spielen.

aber:
wenn man ohnehin notenlos auftritt, muss man zuvor die stücke auswendig gelernt haben.
nun kann jmd., der noten lesen kann, zu hause sicher sicherer ( ;-) ) dafür üben. aber, ich denke, es fällt ihm schwerer, sich (da ist's schon wieder) von den noten zu lösen.
jmd., der nur zahlen oder buchstaben benutzt, die ihm ohnehin eine große bandbreite der musikalischen information vorenthalten, lernt VIELLEICHT schneller auswendig, da er eben gerade diese zusatzinfos (notenlänge, akzentuierung etc.) bereits von anfang an im kopf haben muss. seine "paritur" ist ja sowieso nur eine krücke.

in dem zusammenhang zum thema auswenige auftritte:
- pianisten (treten fast immer ohne noten auf), komischerweise spielen organisten zumeist mit noten
- chöre (auch sehr häufig ohne noten)
- spielmannszüge (natürlich nicht alle)
wir sind also nicht allein ;-)

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.11.2010 11:38.

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Re: Aussterben der Spielmannszüge

von Nachtwache am 05.11.2010 10:50

nachdem ich fauwlys "anweisung" nachgekommen bin :-) und die fäden "trad. sz" und "spiel ohne noten" tatsächlich fast ganz durchgelesen habe, möchte ich doch zu diesem thema/diesen themen (sie hängen ja mitunter zusammen) auch etwas schreiben:

1. im faden "trad. sz" schrieb jemand sinngemäß: wir machen moderne, konzertante spielleute-orchester-musik. auf schützenfesten hingegen spielen wir die trad. märsche (weil gewünscht), damit wir das geld verdienen, um die moderne musik finanzieren zu können.
HALLO???
[ironie ein]
das hört sich so an, als wenn der zahlende kunde das moderne zeugs gar nicht hören will ... warum spielt man es dann??? so schlecht scheint die gute alte marschmusik ja gar nicht zu sein.
[ironie aus]

2. lernen mit/ohne noten. unsere märsche (bis auf karneval spielen wir nur märsche) lernen unsere flöten nach noten. da nicht alle bei uns im verein flüssig noten lesen können, werden da auch schonmal die namen (buchstaben) drunter geschrieben. die trommelnoten lassen wir meist links liegen, weil die oft unserem stil nicht entsprechen und mitunter gar grauselig sind.

3. bei auftritten spielen wir _immer_ohne_ noten. notenständer stören die optik, marschgabeln stören die zackigkeit. (erst zu ende lesen, dann meckern :cool: )
dazu eine kleine anekdote:
schützenfest im nachbarort. aus verwandschaftlichen gründen (könig o. königin) war außer uns und der blaskapelle zu dem hauptumzug ein weiterer - wirklich sehr guter sz - hinzugekommen. nach dem umzug machte dieser ein bühnenspiel mit einem ausgebauten flötenregister (alles, was sandner so zu bieten hat). während des vortrags benötigten sie notenständer. und ich muss neidlos anerkennen, die hörten sich wirklich gut an. danach spielten wir unseren "waidmannsheil" ... auswendig, einstimmig, sauber gespielt, zackiger auftritt. WIR erhielten den donnernden applaus. "das volk" sagte nachher nur: die anderen konnten ja nicht mal auswenig spielen ... für den anderen zug, die musikalisch besser waren, tat es mir leid.

4. wir stehen zu der meinung, dass wir vom volumen und der musikalischen möglichkeit einem blasorchester ohnehin nicht das wasser reichen können, egal wieviel flöten(-stimmen) man bemüht.
kurz: die blaskapellen machen hervorragende musik, wir sehen gut aus ;-). das soll kein freibrief zum falschspielen sein. daher spielt für uns das auftreten und die zackigkeit (insb. beim zapfenstreich) eine große rolle. was sonst sollte der sz beim zapfenstreich. die 3 trillerchen sind ja keine musikalische leistung. da bleibt uns nur gut auszusehen. so kennen uns die leute und wer uns bestellt, will genau das von uns hören _und_ sehen. übrigens sind unsere fans nicht alles alte verkappte komissköppe - gott bewahre.

vllt. scheiden sich hier auch die meinungen zu manchem spielleute-orchester. natürlich legen die auch wert auf die optik, aber die ist eben viel nachrangiger.
*lach* nein, die musik ist bei uns _nicht_hinter_ der optik angesiedelt, aber wohl vergleichsweise hoch.

ich sehe unseren weg nicht als zwangsbild für spielmannszüge. jeder und unbedingt so, wie er will.

[ironie ein]
sollen doch alle anderen um uns rum auf spielleuteorchester mit konzertanter musik umschwenken, dann bleiben mehr schützenfeste für uns. sollen die anderen ihr instrumentarium zur blaskapelle hin erweitern. das ist teurer und auch die auftritte kosten dann mehr. bleiben, grad in den kleinen dörfern, wo die schützenfeste besonders schön sind, wieder mehr auftritte für uns (ganz kurz noch: ich spiele sehr gerne umzüge auf schützenfesten. das ist für mich nicht leidige pflicht.
[ironie aus]

5. in der vergangenheit wurde die nachwuchsarbeit in unserem haufen mal schlüren gelassen. das ist nun seit ca. 5 jahren vorbei und wir erfreuen uns trotz der sehr klassischen spielmanns-nachkriegs-tradition (oder wie immer man es nennen mag) eines gesunden nachwuchses. von 40 mehr oder weniger aktiven sind 25 unter 18 jahren alt. (das sind mal grob geschätzte angaben. :-), bei einem doppeldorf mit zusammen 2.500 EW.

6. leider ist es auch bei uns so, dass fast ausschließlich die mädchen flöten und die jungs trommeln. aber trotzdem haben wir zweimal mehr mädchenzuwachs als jungenzuwachs. mal kucken, wie sich das weiterentwickelt.

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