Leise spielen

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Guenni

58, Männlich

  Jugendvertretung

Beiträge: 36

Leise spielen

von Guenni am 14.06.2011 21:31

Das man mit der kleinen Trommel heutzutage auch leise spielen kann,
ist ja nun eigentlich kein Geheimnis mehr.

Wo aber spiele ich nit der kleinen Trommen die leisen oder Pianopassaagen????
Am Rand oder in der Mitte????
Also ich habe mal gelernt, bei meinem D1 Lehrgang und der
ist schon eiin paar viele Tage her, das man immer in der mitte
der Trommel spielt. Aber einige ältere Kollegen meinen immer am
Rand spielen zu müssen. Meiner Meinung nach ergibt sich am
Rand ein anderer Ton / Klang wie in der Mitte. Und wie sich das
anhört, muss ich ja nicht erläutern.

Ich werde auch in Zukunft, soweit man mich nicht eines Besseren belehrt,
weiter in der Mitte spielen.

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Ralli

37, Männlich

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Beiträge: 12

Re: Leise spielen

von Ralli am 14.06.2011 23:50

Hi Guenni!

Ich für meinen Teil habe schon von Kindesbeinen an quasi in die Wiege gelegt bekommen bei leiseren Passagen den Rand der Trommel zu nutzen. Und ich bin damit bis dato auch gut zurecht gekommen.

An meiner derzeitigen Trommel erhalte ich einen zwar helleren, aber weiterhin durchaus satten und festen Ton. Für die eh leiseren Passagen nicht nur ausreichend sondern angenehm. Ein wirklich großer Unterschied besteht allerdings nicht mehr. Eine Trommelgeneration vorher war das Intrument bei uns sogar so ausgelegt am Rand zu spielen. Die zu bespielende Dämpfung befand sich einfach Herstellungsbedingt am oberen Rand.

Bei den drei Trommel davor kann ich mich allerdings auch daran erinnern, dass es sich dort nicht empfohlen hat, an den Rand auszuweichen ;-)

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MundU

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Re: Leise spielen

von MundU am 15.06.2011 07:59

Als ich 1970 anfing zu trommeln, wurde mir auch beigebracht, die leisen Stellen am Rand zu spielen. Das hat sich aber irgendwann geändert, da die Trommel in der Mitte besser klingt. Den genauen Zeitpunkt der Umstellung weiss ich aber nicht mehr, ist schon lange her! Allerdings sind die Trommeln zu meiner Anfangszeit auch klangmäßig mit den heutigen Modellen nicht mehr unbedingt zu vergleichen, mal ganz abgesehen von den schweren/klobigen Trommelstöcken mit der Spannvorrichtung aus Messing am Stockende. Mit diesen Stöcken war es meiner Ansicht nach auch schwieriger in der Mitte leiser zu spielen, was nicht heißt, dass es unmöglich ist.

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fauwly

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  Instrumentenwart(in)

Beiträge: 480

Re: Leise spielen

von fauwly am 15.06.2011 08:21

Hallöle !

Als eine Art Grund- Info: Das Anschlagen der kleinen Trommel erzeugt keine bestimmbare oder sagen wir eher ……. eine nur schwer bestimmbare Tonhöhe- egal wo man das Schlagfell der Snare trifft.
Diese unbestimmte Tonhöhe der Trommeln (egal ob 14“ x 5“ oder 14“ x 12“) liegt in ihrer Bauweise begründet.
Der Korpus (die Zarge) der Trommel ist auf beiden Seiten mit Fellen bespannt. Die beim Anschlagen des Schlagfells erzeugten Schwingungen werden durch die Resonanzwirkung der Zarge und der Luft im Inneren des Korpus verstärkt. Sie versetzen das Resonanzfell in Schwingungen bzw. in Vibration, das einerseits auf das Schlagfell zurückwirkt und andererseits nach außen wirkt. Der Klang ist reich an sehr eng beieinander liegenden unharmonischen Teiltönen, was einen extremen auch mal unangenehmen Klangeindruck ergibt. Schlag- und Resonanzfell schwingen aufgrund der unterschiedlich starken Fellspannung und Felldicke (Ambassador, Powerstroke etc.) nicht synchron und tragen so zum Verschwimmen der Tonhöhe bei. Dazu kommt das Nebengeräusch des Snareteppichs. Gerade bei kleinen Trommeln, die nicht regelmäßig gestimmt werden klingt das ALLES scheußlich. Spielleute, Spielmannszüge sollten mal darauf achten.

Die Anschlagstelle (Center) der kleinen Trommel (Snare), die den besten Klang ergibt – liegt etwa in der Mitte des Schlagfells. Je näher zum Rand hin angeschlagen wird, desto hohler und blecherner klingt die kleine Trommel. Der Grundklang der Trommel ist immer weniger und wirklich sauber hörbar – die blechhaften Höhen dominieren dann recht stark.
Letzteres kann den ganzen Flöten- bzw. Bläsersatz zerstören!
Man kann für Decrescendo- und Piano-Effekte etwas weiter zum Rand hin sicher angeschlagen.
Zu bedenken ist jedoch die Klangänderung und ob diese überhaupt gewollt ist bzw. überhaupt zum Stück passt! (Siehe hierzu die spielerischen Grausamkeiten der kleinen Trommeln beim "Großen Zapfenstreich")

Weitere Info: Besonders in der Militär- bzw. Marschmusik (nicht nur Charakter sondern einfach auch Bewegung mit Musik) sind üblicherweise relativ dicke und schwere Stöcke üblich (Hardiman jr., Oakland H 9, KP 1 usw.), für Jazzmusik (besonders am Drumset) werden z. B. gerne schlanke und/ oder leichte Trommelstöcke bevorzugt. Wichtig: „Orchestermusiker wählen die Stöcke je nach auszuführendem Werk aus!“ Letzter Satz ist ungemein wichtig und würde auch für Spielmannszüge und Spielleuteorchester gelten (macht man nur Marschmusik ist das Thema eh durch) ! Schlimm ist nur, dass selbst gut ausgebildete Schlagwerker (D 3 & Co) solche Dinge nicht kennen oder sich kümmern- aber mit riesen „Stickbags“ durch die Gegend laufen.

Als Beispiel … Palisander- Sticks erzeugen ein völlig anderes, wärmeres und leiseres Klangbild auf einer Snare. Da muss man nicht am blechhaften Rand rummurksen. Warum setzten Spielmannszüge für bestimmte (auch piano-) Passagen z. B. keine Rods ein ??

Fehlt Ausbildern oder musikalischen Leitern das Wissen um solche Dinge ???

Ach ja ….. in der Mitte (Center) der Snare lässt sich vorzüglich leise musizieren und spielen. Man muss es nur wollen und seine Bewegungslehre (klein, mittel, groß etc.) verbessern. Irgendwann klappt es auch mit der Snare … und dann klingt sie da toll, rund und richtig voll. Wie- aus muskalischer Sicht - eine Trommel klingen muss.

Wodurch kann der Klang der Trommel verändert werden (Laut, Leise, Effekte etc.)?

    Bewegungslehre des Spielers anpassen

    Auswahl der Sticks (passend zu den Stücken) durch den Musiker

    Einsatz eines Muffle Rings (zur Verringerung der Obertöne)

    Einsatz eines Plastikrings (zur Verringerung der Obertöne)

    Einsatz von Stimmhilfen (Stimmschlüssel & Co)

    Spielen in der Mitte der Snare (Center) oder am Rand (z. B. für Effekte aber nie auf Dauer)

    Einsatz eines Handtuches auf dem Schlagfell (= Coperto !)

    Neuerliches spannen/ einstellen der Schnarrseiten

    Einfach mal drauf achten, was der Komponist so schreibt .. z. B. „play on rim“ usw.

    Haltung (Grip) der Stöcker (Matched und Traditional)

    Aufbau der Snare = schräg am Tragegurt oder dem Ständer, an einem Carrier (gerade) hängend!
VG

http://mammusic.de.tl/ Ihr Fachverlag in Sachen (Spielleute-)"Musik und Mehr"

Fachbericht zum Thema:
"Interpretation im Spielleutebereich"

Die Querflöte (Böhmflöte)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.06.2011 08:24.

Guenni

58, Männlich

  Jugendvertretung

Beiträge: 36

Re: Leise spielen

von Guenni am 15.06.2011 09:50

Hallo Fauwly,

erst einmal ein riesen Dank für deine Ausführlichen Ausführungen.
Die Funktionsweise einer Trommel ist mir zwar bekannt,
aber einige Infos wusste ich noch nicht.

Zum Teil sprichst Du mir auch sehr aus der Seele, aber wie sieht
die allgemeine Lehrmeinung aus z.B. D1 Lehrgänge?
Bei uns kommen junge Trommler vom Lehrgang und spielen immer noch am Rand.

Wie bereits erwähnt ist mein D1 schon etwas her und habe es so gelernt.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.06.2011 09:52.

fauwly

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Beiträge: 480

Re: Leise spielen

von fauwly am 20.06.2011 07:39

Hallöle !

Grundsätzlich sind D- Lehrgänge eine gute Sache.
Während der Ausbildung auf einem Instrument, will man irgendwann wissen wo man als Musiker (und auch Ausbilder) steht. Auch um Fachwissen und bestimmte Fertigkeiten zu ergänzen. Diese Möglichkeit bieten die sog. D- Leistungslehrgänge (einschl. Vorbereitungslehrgänge, wie z. B. in NRW der E- Lehrgang).
Begleitend zur Ausbildung in den Vereinen (und Musikschulen) kann sich der/die MusikerInn von einer unabhängigen Prüfungskommission sein/ihr Fachwissen und Können beurteilen lassen. Dazu kommt natürlich - andere MusikerInnen (mit dem gleichen Hobby, ev. gleichem Alter usw.) zu treffen und kennenzulernen. Sich auszutauschen und Spaß zu haben. Also eine gewisse Dynamik zu erleben.
Man sollte immer dazu sagen, dass z. B. in NRW ein D 1- Lehrgang KEIN Anfängerlehrgang ist. Dafür sind dann u. a. die E- Lehrgänge da.

Gleichfalls sollte immer darauf hingewiesen werden, dass die Ausbilder des entsendenden Vereins für eine begleitende Ausbildung sorgen müssen.
Heißt also, dass Lehrgangsteilnehmer zwischen den Lehrgangsphasen immer wieder betreut werden müssen …. in Theorie und Praxis. Allein wegen der Erzielung (motivierender) guter Ergebnisse in der Abschlussprüfung.
Ist NIEMAND (im Verein) da, steht man manchmal ziemlich hilflos da – besonders Kids.

@ Guenni: Zu den Kids in Deinem/ Eurem Verein

Sie werden es in den D- Lehrgängen auch sicher so machen wie von den Dozenten gezeigt und demonstriert. Also nicht am Rand spielen. Müssen sie ja auch, weil ein kleiner Druck (Prüfung) dahinter steckt und weil alle anderen Lehrgangsteilnehmer es genauso machen. Die Lehrgangs- Dozenten werden sicher (wenn sie ihr Geschäft ernstnehmen) darauf achten, dass im Unterricht eine entsprechende Disposition, Bewegungslehre (einschl. anschlagen der kl. Trommel) etc. vermittelt und geübt wird. Dazu folgender Hinweis….. die Lehrgangs- Dozenten können (und werden) nur empfehlen es zukünftig im Heimatverein so, wie gelernt, zu machen. Sie können es aber nicht bestimmen, befehlen oder anweisen !

Jedoch werden die Kids sich im Verein wieder recht schnell anpassen. Dabei sich ihren (Vereins-) Vorbildern, (Vereins-) Ausbildern etc. unterordnen und nicht hinterfragen …“ wieso, weshalb und warum“. Was sollen sie denn auch machen ? Ok, wir haben das so und so im Lehrgang gelernt ... und dann ? Nimmt man diese Aussagen der Kids im Verein ernst ? Wer (im Verein/ Schlagwerkregister) kümmert sich und entscheidet im Verein was und wie zukünftig getrommelt wird ? Die Kids werden etwas so lange nachmachen und imitieren, bis ein wichtiger Mann oder eine wichtige Frau im Verein sagt … ab jetzt wird so gespielt !“ Wenn das nicht kommt, spielen diese Kids auch noch in 30- 40 Jahre (vielleicht noch länger) so ...... eben am Rand ... na ja und die nächste Generation Schlagwerker bleibt im gleichen Teufelskreis gefangen.

Vielleicht kommt die Ansage …“Vergeßt den Lehrgang, hier im Verein machen wir das so wie immer, wir lernen nicht mehr um !

Wird man dann als Kid, welches einen Lehrgang bestanden hat, stolz darauf ist mit Anerkennung und Wertschätzung überhäuft ? Nein !


Auch hier bleibt die Frage nach der … „Motivation“ ….


Ach ja ....... was nicht funktioniert ist folgendes:

„Hier habt ihr unsere Kids ! Nun macht mal schön, erzieht sie und bringt denen alles so bei, dass sie PERFEKT ausgebildet wieder in den Verein kommen!"

http://mammusic.de.tl/ Ihr Fachverlag in Sachen (Spielleute-)"Musik und Mehr"

Fachbericht zum Thema:
"Interpretation im Spielleutebereich"

Die Querflöte (Böhmflöte)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.06.2011 07:49.

Guenni

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Re: Leise spielen

von Guenni am 20.06.2011 09:12

Tja Fauwly,

dieser Aussage habe ich nix mehr hinzu zu fügen. :-)

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