Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von tonika am 11.05.2010 07:18

Hallo,
wir hatten auf der letzten Vorstandssitzung diesen ziemlich heiklen TOP. Wir möchten unsere Auftrittsgelder und Honorare erhöhen und anpassen.
Als Beispiel: Wir spielen nun seit vielen Jahren mit einem Blasorchester auf dem gleichen Schützenfest. Das ganze von morgens bis abends.
Nun stellt sich heraus, dass dieses Blasorchester eine wesentlich höhere Gage (fast das dreifache) erhält als wir.
Angeblich ist die Ausbildung qualifizierter und umfangreicher.
Die (Anschaffungs-) Kosten für die Instrumente sind höher. Auch Abschreibungen, Versicherungen und sonstige Kosten wären ein Grund. Die größere musikalische Vielfalt und Bandbreite und das große Personal.

Ist das in euren Augen auch gerechtfertigt ? Mich würde mal interessieren, wie ihr das so seht und darüber denkt. Warum sollen Blasorchester mehr bekommen als Spielmannszüge

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von 5stroke am 11.05.2010 07:42

Mmmmhhhh ... mit solchen Argumenten verhandelt man doch eigentlich eher selten Preise, oder?
Natürlich ist es oft so, dass ein Blasorchester deutlich höhere Kosten zu decken hat. Inwieweit die Ausbildung qualifizierter und umfangreicher ist, sei mal dahin gestellt.
Es kommt doch mehr auf die Konkurrenzsituation an und damit wäre die Frage: Wie hoch kann meine Gagenforderung sein, ohne dass ich aus dem Rennen bin?
Es ist einem Kunden nun mal schon aus rein optischen Gründen schwer klar zu machen, dass ein Spielmannszug durchaus den gleichen Wert wie ein Blasorchester haben kann.

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von Siggi62 am 11.05.2010 15:15

Hallo,

das ist ja mal wieder ein heikles Thema. Also ich sehe es im Grunde ganauso, wie tonika, daß es ungerechtfertigt ist, daß eine Blaskapelle eine höhere Gage bekommt, wie ein Spielmannszug, wenn beide die gleiche Art von Musik machen, wie z. B. einen Festzug spielen. Da sollten beide Honorare gleich hoch sein.
Blaskapellen argumentieren gerne mal damit, daß sie auch Honorare an Leihmusiker zahlen müssen, und daher der höhere Preis rührt. Ich bin der Meinung, daß das deren Problem ist, woher die ihre Musiker beziehen und wie diese entlohnt werden.

Die Ausbildung kann bei beiden Vereinsformen gleichwertig sein, denn sonst könnte man zurückargumentieren, daß ein Trommler weniger ausgebildet ist, als ein Trompeter und die Posaunen und Tubaspieler andere Notenschlüssel haben. Also eine an den Haaren herbeigezogene Argumentation.

Zugegebener Maßen ist es vielfach so, daß Blaskapellen eine ganz andere Bandbreite von Musik abdecken können als vielleicht ein einfacher Spielmannszug, wie Egerländer Musik, Polkas, Swing, etc. Aber das wiederum wird bei einem Festzug ja gar nicht verlangt, da wird von beiden Formationen Marschmusik gespielt.

Es gibt natürlich auch Spielmannsorchester, mit mehreren Flötenregistern, Marimba, Glockenspiel, Kesselpaukensatz. Diese können wiederum mit einer Blaskapelle konkurieren und stehen diesen in nichts nach.
Und da wären wir bei den Instrumenten. Klar sind Blasinstrumente wesentlich teurer als die einfachen Spielmannsflöten, bei Konzertflöten sieht das schon wieder ganz anders aus. Auch ein Marimba bekommt man nicht geschenkt. Meistens ist es auch noch so, daß die Blasmusiker ihre eigenen Instrumente haben. Somit ist diese Argumentation auch irrelevant.

Das Argument mit der Versicherung ist eh nur an den Haaren herbei gezogen, denn beide Vereinsformen sollten versichert sein.

Ich sehe das letztendlich so. Wenn beide das Gleiche machen, sollten die Honorare auch gleich sein. Bei einem Konzert sieht es anders aus, da kommt es auf die Besetzung der Musikformationen an. Da habe ich nichts dagegen, wenn die Kapelle mehr bekommt, als ein einfaches Tambourcorps, aber Spielmannsorchester sollten gleichwertig bezahlt werden, denn die können auch nur durch fundierte Ausbildung perfekt zusammenspielen.

LG

Mit musikalischem Spielmannsgruß Siegfried

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von Chefe53 am 11.05.2010 19:22

Hallo,

ich möchte auch einmal meinen Senf dazutun.
Bei uns im Ruhrgebiet ist es auch so, dass Blaskapellen etwa das dreifache an Honorar erhalten, wie andere Corps.
Das finde ich allerdings auch gerechtfertigt. Der Aufwand ist wesentlich höher als beim Spielmannszug.
Wir nehmen auch etwa den zweifachen Preis als moderner Fanfarenzug mit Majorettengarde. Wobei ich bei den
Vertragsverhandlungen auch die optischen und personellen Gegebenheiten als Argument liefer. Wir müssen
z.B. 35 Mitglieder tranportieren, verpflegen und mit Uniformen und Instrumenten ausrüsten und die Spielmannszüge
treten in unserer Region mit 12 bis 20 Leuten an.

Vielleicht solltet Ihr bei den nächsten Vertragsverhandlungen Euren Preis moderat anheben, denn im laufe der Jahre
haben sich ja auch Eure Kosten erhöht. Aber immer die Mitbewerber im Auge behalten !

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von flutino am 11.05.2010 21:00

Lustich, in unserer Region ist das oft andersherum. Da sind die SZ Mannstärker......

Musik schafft Freu(n)de

Grüße aus Erftstadt
Deutscher Meister 2010 der BDMV
Flutino

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von TURA am 12.05.2010 23:56

Hallo,
sich an anderen gegebenheiten zu messen, halte ich in Honorarfragen nicht zielführend. Vielmehr ist es doch wichtig, welche Kosten man decken muß, was darüber hinaus "übrig" bleiben soll, also eine Art betriebswirtschaftliche Eigenbetrachtung. Dann kommt man auf einen eigenen, nachvollziehbaren Preis.
Es gibt immer irgendwo im Lande einen billigen Jakob oder Hochhonorarvereine. Wir jedenfalls verfahren, wie oben beschrieben

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von 5stroke am 13.05.2010 08:32

... wobei man an dieser Stelle vorsichtig mit dem Steuerrecht sein muss.
Ein als gemeinnützig anerkannter Verein (was ja nichts anderes als "vom Finanzamt aufgrund selbstloser Tätigkeitin einem bestimmten Bereich anerkannt" bedeutet) darf keine Gewinnabsichten haben - sonst ist er nicht mehr selbstlos tätig. Im schlimmsten Fall ist schon mit einer solchen Absicht die Gemeinnützigkeit weg. Wobei das Finanzamt diese reine Absicht erst mal schwerlich wird nachweisen können ... andererseits handelt man so ggf. auch gegen die eigene Satzung.
Also Vorsicht mit Gewinnen ... es darf letztlich nur darum gehen, die eigenen Kosten zu decken.
Man muss das geld was man einnimmt also auch wieder satzungsgemäß ausgeben können

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von beatking am 15.05.2010 21:07

Jedoch eine sinnvolle Sparabgabe für die refinanzierung von neuen Instrumenten/Uniformen oder Vereinsgebäuden ist durchaus auch erlaubt

Im Prinzip ist diese steuerliche Geschihte nur dafür da, das alles im Gleichgewicht bleibt.
Ein Verein mit 20 Spielleuten braucht keine 250.000 Euro auf der hohen Kante. Ein Verein mit 400 Mitgliedern vielleicht aber schon.

Zudem ist es ja so das Spenden nicht unter die Spieleinnahmen fallen und somit (da in den meisten Satzungen die Einnahmen sich nur auf die Spiel und nicht auf die Spendeneinnahmen beziehen) auch verzinst angelegt werden können.

Den Rest mag sich jeder denken... man könnte ja auch für eine "Spende" spielen... Doch Vorsicht, das soll hier keine Aufforderung werden das Finanzamt zu überlisten!

Da Privatentnahmen aus einem Verein eh schier unmöglich sind und das Vereinsvermögen laut Satzung i.D.R. nur für den Verein und die dadurch anfallenden Kosten wieder ausgegeben werden darf ist es eigentlich egal, da keine natürliche Person steuerlichen Vorteil davon hat. Nur der Spender natürlich...

Weil´s nur einen König gibt...www.beatking.de

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von Nobby63 am 28.05.2010 08:26

Hallo Spielleute

unser Honorar bewegt sich von ... bis ... ist also je nach Auftritt oder Veranstaltung in engem Rahmen verhandelbar. Da sind dann Punkte zubeachten wie: ist Verpflegung inkl, ist es auch für uns ein intressanter Auftritt, wie ist das Rahmenprogramm, wollen wir unbedingt dort spielen ... usw.
Es kann auch vorkommen, das wir bei nem "geilen" Umzug auch mal umsonst spielen

Was nicht verhandelbar ist, ist die Übernahme der Buskosten.

Musikalische Grüße aus dem schönen Unterfranken
Norbert

mehr über uns unter: www.sfz.grafenrheinfeld.de

Re: Honorare für Blasorchester und Spielmannszug

von Ralli am 10.09.2010 23:22

Hi!

Wir haben hin und wieder auch mal Auftritte nach dem Motto: "Eine Hand wäscht die andere." und andere Auftritte, gerade im Bereich Jungendarbeit, bei denen dann mal keine Entlohnung erwartet wird.

Das Problem mit dem höheren Gehalt für Blasorchester ist mir auch bekannt. Ich ärgere mich ehrlich, wenn ein Orchester mehr Geld für den gleichen Auftritt bekommt als wir als Spielmannszug. Es freut mich immer, wenn Leistung entsprechend honoriert wird, aber wenn ich dieses als nicht gerechtfertigt finde gerate ich schnell in Raserei .
Bei einem bestimmten Auftritt an dem wir teilnehmen bekommt ein Orchester um einiges mehr Geld als wir und investiert vielleicht die Hälfte der Zeit, die wir aufopfern müssen. Und bei solchen Sachen mach ich mir manchmal schon Gedanken, was soetwas gerechtfertigt. Die Instrumente werden so bestimmt nicht mehr abgenutzt und höhere Ansprüche ist auch keine Ausrede meiner Meinung nach. Ich hoffe das klingt jetzt nicht beleidigend ist jedenfalls nicht so gemeint.

Naja, was ich eigentlich damit sagen will, ich finde es schwer einen Richtsatz für die richtige Entlohnung zu setzen, weil es dafür zu viele unterschiedliche Faktoren gibt. Ich habe gehört, dass wir mit unserer Lohn wohl im unteren Bereich angesiedelt sind. Ich finde aber, dass das kein Grund dafür sein sollte einen Zug auszunutzen

Gruß Ralf